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AVIVA-BERLIN.de 9/19/5784 - Beitrag vom 09.05.2014


ZeitzeugInnen gesucht: Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit sucht nach Informationen zu ehemaligen ZwangsarbeiterInnen der Batteriefabrik Pertrix
AVIVA-Redaktion

Jüdische BerlinerInnen gehörten zu den ersten ZwangsarbeiterInnen der Firma. Ab Ende 1942 wurden sie durch polnische ZivilistInnen ersetzt und deportiert. Auch kleinste Hinweise sind willkommen.




Für ein Forschungs- und Zeitzeugenprojekt sucht das Dokumentationszentrum NS Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide nach Informationen über ehemalige ZwangsarbeiterInnen der Firma Pertrix in Berlin-Niederschöneweide. Die Pertrix, eine Tochterfirma der zum Quandt-Konzern gehörenden AFA (Akkumulatorenfabrik AG Berlin-Oberschöneweide) stellte Trockenbatterien und Taschenlampen für die Wehrmacht her und lieferte Zünderbatterien für Kampfflugzeuge an die Luftwaffe. Im Laufe des Krieges beschäftigte die Pertrix alle ZwangsarbeiterInnengruppen.

Die ersten ZwangsarbeiterInnen waren Berliner Juden, die ab 1938 flächendeckend zur Arbeit in Rüstungsbetrieben eingesetzt wurden. Ab 1941 begann die Deportation der Berliner Juden. Berlin sollte "judenrein" werden. Zur Kompensation des daraus entstehenden Arbeitskräftemangels in der Berliner Rüstungsindustrie wurden in einer Art Ringtausch polnische ZivilistInnen aus der Region Zamoœæ zwangsweise rekrutiert und nach Berlin verschleppt. Um den Wechsel möglichst reibungslos vonstatten gehen zu lassen, sollten die Juden und Jüdinnen zunächst ihre polnischen Nachfolger und Nachfolgerinnen einarbeiten und erst anschließend deportiert werden. Ab Ende November 1942 wurden die Berliner Juden und Jüdinnen nach und nach durch polnische Zivilarbeiter/innen ersetzt und deportiert. Dieser Zusammenhang zwischen der zwangsweisen Rekrutierung von polnischen ZivilistInnen und der Ermordung der Berliner Juden und Jüdinnen, der in Täterdokumenten überliefert ist, wird im Fall von Pertrix auch von ZeitzeugInnenberichten untermauert. So berichtet etwa eine Polin über ihre Ankunft bei Pertrix: "Dort gab es Juden, viele Juden. Sie hatten den Stern an den Ärmeln aufgenäht. Ja, und diese Juden arbeiteten mit uns etwa eine Woche oder zwei Wochen, zeigten uns, was zu machen war." Die Deportationswelle endete mit der "Fabrikaktion" im Februar 1943.

Da über den Einsatz der Jüdinnen und Juden bei Pertrix bisher außer diesen Eckdaten nur wenig bekannt ist, sucht das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit nach Überlebenden sowie nach Angehörigen von Überlebenden oder Ermordeten. Auch kleinste Hinweise sind willkommen.

© Dokumentationszentrum NS Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide
Pertrix-Batterie, 1940er Jahre, Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit


Weitere Informationen bei/Hinweise bitte an:
Uta Fröhlich, Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit
Projekt "ZWANGSARBEIT FÃœR PERTRIX"
Britzer Straße 5
12439 Berlin
Tel. +49 (030) 63 90 288-14
Fax +49 (030) 63 90 288-29
froehlich@topographie.de

www.dz-ns-zwangsarbeit.de

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Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide (2009)


(Quelle: Dokumentationszentrum NS Zwangsarbeit Berlin-Schöneweide)


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